Einleitung
Scope-3-Emissionen umfassen indirekte Emissionen, die aus den Aktivitäten Ihres Unternehmens resultieren und über den direkten Betrieb und den Energieeinkauf hinausgehen. Diese Emissionen sind oft komplex zu berechnen und zu managen, da sie außerhalb der direkten Kontrolle Ihres Unternehmens entstehen.
Um Ihnen bei der Priorisierung zu helfen, welche Scope-3-Kategorien Sie verfolgen sollten, haben wir einen Leitfaden basierend auf den Empfehlungen des GHG-Protokolls erstellt.
Jedes der folgenden fünf Kriterien unterstützt Sie dabei, die wichtigsten Kategorien für Ihr Unternehmen zu identifizieren.
1. Wesentlichkeit (Materiality)
Identifizieren Sie Kategorien, die wesentlich sind – also solche, die einen erheblichen Beitrag zu den gesamten Treibhausgasemissionen Ihres Unternehmens leisten oder strategisch wichtig für Ihre Nachhaltigkeitsziele sind.
Beispiele:
• Ein E-Commerce-Unternehmen könnte Logistikemissionen priorisieren.
• Eine Beratungsfirma legt den Fokus eher auf Geschäftsreisen.
Wie identifizieren Sie wesentliche Kategorien?
Analyse Ihrer Unternehmensausgaben:
• Faustregel: Je höher Ihre Ausgaben in einer Kategorie, desto höher die verbundenen Emissionen.
• Empfehlung: Beginnen Sie mit der Datensammlung für Produkte/Dienstleistungen, die einen großen Anteil an Ihren Gesamtausgaben ausmachen.
Beispieltabelle: Zuordnung von Ausgaben zu Scope-3-Kategorien
Vorgelagerte Scope-3-Kategorien (Upstream)
Kategorie | Beispielausgaben |
3.1 Eingekaufte Waren und Dienstleistungen | - Produktionsbezogene Produkte: Materialien, Komponenten, Verpackungen - Nicht-produktionsbezogene Produkte: Büromöbel, Bürobedarf, PSA - Dienstleistungen: Buchhaltung, Cloud-Speicher, IT-Support, F&E, Bauprojekte, Subunternehmerleistungen |
3.2 Kapitalgüter | - IT-Hardware, Maschinen - Gebäude, Anlagen und Fahrzeuge (gekauft, nicht geleast) |
3.3 Brennstoff- und energiebezogene Aktivitäten | - Gewinnung, Produktion und Transport von Brennstoffen und Energie (außerhalb Scope 1 & 2) |
3.4 Vorgelagerter Transport und Distribution | - Transportdienste (eingehende Logistik, Zwischenlagern, Materialbewegungen) - Nutzung externer Lager- und Vertriebseinrichtungen |
3.5 Abfälle aus Betrieb | - Entsorgung/Behandlung von Abfällen (Deponie, Recycling, Verbrennung, Kompostierung, Abwasserbehandlung) |
3.6 Geschäftsreisen | - Flug-, Bahn-, Busreisen - Mietwagen & private Fahrzeuge (außer Pendeln) - Hotelübernachtungen |
3.7 Pendeln von Mitarbeitenden | - Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Fahrräder, private Pkw für Arbeitswege |
Nachgelagerte Scope-3-Kategorien (Downstream)
Kategorie | Beispielausgaben |
3.8 Vorgelagerte Leasingobjekte | - Leasing von Gebäuden, Fahrzeugen und Geräten (außerhalb Scope 1 & 2) |
3.9 Nachgelagerter Transport und Distribution | - Versand verkaufter Produkte (ausgehende Logistik, externe Lagerhaltung) |
3.10 Weiterverarbeitung verkaufter Produkte | - Verarbeitung verkaufter Zwischenprodukte (z. B. Veredelung, Montage) |
3.11 Nutzung verkaufter Produkte | - Emissionen durch die Nutzung (z. B. Stromverbrauch bei Elektronik) |
3.12 End-of-Life-Behandlung verkaufter Produkte | - Entsorgung, Recycling oder Verbrennung von Produkten nach Nutzungsende |
3.13 Nachgelagerte Leasingobjekte | - Vermietete Vermögenswerte (Gebäude, Fahrzeuge) an Kunden |
3.14 Franchises | - Betrieb von Franchise-Filialen |
3.15 Investitionen | - Beteiligungen, Finanzierungen, Projekte mit CO₂-relevanten Aktivitäten |
2. Engagement und Einfluss (Engagement and Influence)
Konzentrieren Sie sich auf Kategorien, in denen Ihr Unternehmen die Emissionsreduzierung direkt durch Geschäftsbeziehungen beeinflussen kann. Zum Beispiel:
Ein Einzelhandelsunternehmen mit erheblichen Lieferkettenemissionen könnte mit wichtigen Lieferanten zusammenarbeiten, um deren Emissionen zu senken.
Ein Hersteller könnte mit Kunden kooperieren, um die Energieeffizienz der verkauften Produkte zu verbessern.
3. Interessen der Stakeholder (Stakeholder Interests)
Berücksichtigen Sie die Interessen von Stakeholdern wie Investoren, Kunden und Aufsichtsbehörden. Zum Beispiel:
Führen Sie Umfragen durch oder sammeln Sie Feedback von Kunden, Investoren, Mitarbeitenden und lokalen Gemeinschaften, um deren Prioritäten zu verstehen.
Richten Sie Ihre Scope-3-Erfassung an regulatorischen Anforderungen oder Branchenstandards aus.
4. Datenverfügbarkeit und -qualität (Data Availability and Quality)
Priorisieren Sie Kategorien, für die Sie auf zuverlässige Daten zugreifen können. Zum Beispiel:
Geschäftsreisedaten sind oft leicht über interne Aufzeichnungen oder Reisebüros verfügbar.
Lieferkettenemissionen (z. B. Kategorie 3.1) sind aufgrund von Intransparenz und der Beteiligung mehrerer Akteure schwieriger zu erfassen.
5. Benchmarking
Vergleichen Sie Ihre Scope-3-Erfassung mit Branchenkollegen oder Sektor-Benchmarks, um gängige Praktiken zu verstehen. Zum Beispiel:
Analysieren Sie, wie Wettbewerber Scope-3-Kategorien priorisieren, und passen Sie Ihre Strategie entsprechend an.
Nutzen Sie Branchenbenchmarks, um Lücken zu erkennen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren.
Fazit
Durch die Anwendung dieser Kriterien können Sie die relevantesten Scope-3-Kategorien für Ihr Unternehmen effektiv identifizieren und priorisieren. Wenn Sie weitere Unterstützung benötigen, steht Ihnen unser Team gerne zur Verfügung!